DIETENHOFEN/ HEIDENHÜGEL - Die historische Grenzsteinlinie des Jahres 1719 beruht auf einem Setzungsprotokoll, das im Verzeichnis des Staatsarchivs Nürnberg noch gelistet war:
StAN, Fürstentum Ansbach, Geheimes Archiv: Altväterliche, brüder- und vetterliche Dispositionen, Differenzien 238: Die Versteinung des 1719 bei der zu Heilsbronn vorgegangenen gemeinschaftlichen Ämterteilung dem Haus Brandenburg-Bayreuth überlassenen Fraischdistrikts, 1719-1722
Diese Archivalie hatten wir zur Digitalisierung beim Staatsarchiv Nürnberg bestellt, um die Forschung an dieser Grenzsteinlinie fortführen zu können. Nur so hätten wir noch die einzelnen Steinpositionen rekonstruieren können. Im Rahmen der Flurbereinigung und der Gebietsreform in den 1970er und 1980er Jahren wurden alle diese Hoheitssteine, so sie noch vorhanden waren, entfernt. Nur die am Heidenhügel blieben übrig. Bis zum Ende der 1990er Jahre waren das noch sieben Stück.
Zwei von ihnen wurden danach zum Siebener Platz nach Langenzenn gebracht, um dort neben anderen Grenzsteinen ausgestellt zu werden.
Nun erhielten wir eine Nachricht vom Staatsarchiv Nürnberg, in der uns mitgeteilt worden ist, dass die Datenerfassung (Archivalienübersicht) nach dem historischen Findbuch des 18. Jahrhunderts erfolgt ist, diese Archivalie (also das gesuchte Setzungsprotokoll) nicht mehr vorhanden ist.
Der Verbleib ist unbekannt.
Damit ist unsere letzte Möglichkeit basierend auf historischen Zeugnissen die Grenzsteinlinie und ihre Positionen zu rekonstruieren verloren. Letztlich bleibt nur noch, dass Zeitzeugen, die die damaligen Positionen noch kennen, uns hiervon berichten und wir auf der Basis der Erzählungen ein Gesamtbild formen können. Das aber erscheint uns fast unmöglich.
Diese Grenzsteinlinie wird uns ihre Geschichte nicht mehr erzählen können.
WAS WISSEN WIR DENNOCH? In einer Grenzbeschreibung des Ingenieurs Vetter für das Oberamt Langenzenn aus dem Jahr 1732 sind südlich von Kirchfarrnbach/ Oberndorf Fraischsteine beschrieben, die nummeriert die Fraisch- und Territorialgrenze markieren. Bis auf Höhe von Seubersdorf wären auf dieser Basis Positionen zu finden. Die Beschreibung aber bezieht sich auf die Zeit vor Gebietsreformen und Flurbereinigung, so dass alte Acker- und Grundstücksgrenzen oft nicht mehr nachvollziehbar sind. Wir werden diese Akte prüfen und das versuchen.
In der Folge sind wir dann ohne jegliche Belege.
So kann man Geschichte auslöschen...
Manchmal kann man es nicht fassen wie mit historischen Dokumenten umgegangen wird! Von Staatsbibliotheken und deren Aufgaben haben anscheinend viele Menschen, ob in Verwaltung tätig oder anderweitig, offenbar keine Kenntnis, manchmal schlimmer: sie vernichten Kulturgut gedanklich und sächlich, z. B. auch dadurch, dass historische Grenzsteine von ihren Standorten 'entfernt' werden.