In der Zeit des "Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation" (auch "Altes Reich") gab es keine Staaten, wie wir sie heute kennen.
Die Herrschaft wurden über Herrschaftsrechte und zugeordnete Untertanen ausgeübt. Das verursachte aber immer wieder sog. "Verirrungen" im politischen Tagesgeschäft. Man kann es auch so ansprechen: Es wurde heftigst gestritten.
Das Steuerrecht, die Blutgerichtsbarkeit, das höhere Jagdrecht... diese Rechte waren nicht in einem deckungsgleichen Territorium gefasst. So konnten in einer Ortschaft Untertanen des Markgraftums Ansbach leben, das Steuerrecht hatte aber das Fürstentum Hohenlohe und das Jagdrecht übte das Hochstift Würzburg aus....
Im ausgehenden 18. Jahrhundert starb der Mannesstamm des Brandenburgischen Hauses der Hohenzollern aus, so dass gemäß einem Geheimvertrag zwischen Brandenburg und Preußen die beiden hohenzollerschen Markgraftümer Ansbach und Bayreuth 1792 durch Abdankung Markgraf Alexanders in preußische Hand kamen.
Preußen war zu dieser Zeit die hegemoniale Macht im Mittleren Franken, und nicht nur da. So ist es verständlich, dass sich das Königreich Preußen keine permanenten Streitigkeiten mit seinen Nachbarn leisten wollte. So strebte es nach festen staatlichen Territorien.
Der Staat, wie wir ihn heute kennen, war geboren und damit auch die "Landesgrenze". Während vorher die Fraisch (Blutgerichtsbarkeit) und das höhere Jagdrecht mit Grenzsteinen markiert wurde, markierten die jetzt zu setzenden Grenzsteine echte Landesgrenzen.
Die Landesgrenze zwischen dem kgl.-preuß. Markgraftum Ansbach und dem Fürstentum Hohenlohe-Schillingsfürst war die erste echte Landesgrenze auf dem Gebiet des Fränkischen Reichskreises. Sie wurde im Jahr 1796 unterschriftlich besiegelt und verpflockt.
Es folgten noch weitere Gespräche zwischen den ungleichen Partnern, einer Großmacht und einem kleinen Fürstentum, da es noch die ein oder andere Begehrlichkeit zu klären gab.
(Gemeindeteilungsdifferenz Dombühl 1798)
Im Jahr 1804 wurde diese Grenzlinie dann (ein Jahr nach der Versteinung der Grenzlinie von Preußen mit Baiern) als zweite Grenzlinie versteint.
Der Stein Nr. 1, der leider abgängig ist, war ein alter Hegestein, der im Rahmen einer Gebietsreform 1710 zum Dreiecksstein zwischen der Stadt Rothenburg, dem Markgraftum Ansbach und dem Fürstentum Hohenlohe-Schillingsfürst wurde.
Für die neue Grenze wurde er dann 1804 erneut umgeschlagen.
Die Buchstaben "HG" (Hohenlohische Gebiet) und "PG" (Preußisches Gebiet) wurden benötigt. Ferner blieb das "R1" für erster Grenzstein Rothenburg und die Wappen der Hohenzollern und der Stadt Rothenburg erhalten.
Die genaue Datierung seines Verschwindens ist nicht bekannt. Die zeitliche Schätzung aber sieht die Jahre um 1970, wo in diesem Bereich die Straße neu gebaut wurde und viele der alten Grenzsteine für immer verschwanden.
Bei der Steinsetzung wurde klar, dass das Fürstentum Hohenlohe sparen musste. Also kam man überein, dass die Standorte der Steine 2 bis 46 durch Hohenlohe mit aus dem Bestand genommenen alten Steinen, die umgeschlagen worden sind, bedient wurden, während ab Stein 47 bis 100 dann durch Preußen bezahlt, neue und wuchtige, sog. "Preußensteine" (man findet sie in diesem Muster auch im Fichtelgebirge und an der Gemeindegrenze Blaufelden/ Langenburg), Verwendung fanden.
Beim Stein Nr 95 und 96 passierte dann eine Ungenauigkeit. Stein 95 wurde falsch gesetzt und die 96 da, wo eigentlich die 95 hin sollte. Gemerkt hat das zunächst niemand.
Erst im Jahr 1823 bemerkte der Bayerische Landrevisor Asmont diesen Fehler, ließ den Stein 95 entfernen und die 96 zur 95 umschlagen. Dort, wo die 96 eigentlich gesetzt werden sollte, wurde ein Gemeindegrenzstein gesetzt und 96 eingeschlagen.
Zu diesem Zeitpunkt war die Landesgrenze schon 17 Jahre lang keine mehr, sondern eine Kreisgrenze. Die blieb sie dann bis zur Gebietsreform in den 1980er Jahren. Seitdem ist es eine Gemeindegrenze....
Auch wenn diese historische Grenzsteinlinie nur 2 Jahre Bestand hatte, denn 1806 fegte Napoleon Bonna Parte die alte Ordnung von der Landkarte, war sie ein Meilenstein im Staatswesen.
Da sich dieses Wissen bislang nur regional hielt, ist diese einzigartige Grenzsteinlinie weithin unbekannt.
HISTORISCHE GRENZE hat diese Thematik über seine Webseite, die seit 2015 online steht, hier einen weiteren Kreis ziehen können.
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